Antriebsfeder der Transformation

Unternehmenswachstum durch künstliche Intelligenz beginnt in der Personalabteilung.

von Andreas Fuhrich

In der sich immer rasanter verändernden Welt entsteht Wachstum aus Transformation und Transformation beginnt bei den Menschen, die das Unternehmen ausmachen – den Mitarbeitern. Das HR-Management nimmt folglich eine zentrale strategische Rolle ein. Einige konkrete Beispiele sollen dabei das Potenzial künstlicher Intelligenz in der Personalabteilung verdeutlichen:

KI in der Schichtplanung

Die Anforderungen der Mitarbeiter an flexible Arbeitsmöglichkeiten werden sich in Zukunft weiter erhöhen. Schichtplaner in Produktionsunterneh­men stehen dabei vor der Herausforderung, auf Arbeitszeitflexibilisierung, schwankende Nachfrage und die Bedürfnisse der Mitarbeiter adäquat zu reagieren.

Darüber hinaus muss der Schichtplaner auf alle kurzfristigen Änderungen schnell und flexibel mit Planänderungen reagieren und dabei alle komplexen Abhängigkeiten, die sich z. B. aus den gesetzlichen Bestimmungen, Abwesenheiten, Maschinen- und Mitarbeiterausfällen ergeben, auflösen. Gleichzeitig stehen immer auch Personalkosten und Produktivität der Belegschaft auf dem Prüfstand.

Eine intelligente Schichtplanung ist da­durch gekennzeichnet, dass der Schicht­planer von einem auf KI basierenden Assistenten-System unterstützt wird, um schnell und effizient auf die sich ständig ändernden Situationen reagieren zu können und auch die immer komplexer werdenden Abhängigkeiten auflösen zu können. Dabei kann ein System dem Planer verschiedene Varianten vorschlagen und bewerten sowie deren Unterschiede verdeutlichen.

Dabei erstellt die künstliche Intelligenz Vorschläge für potenzielle Schichtbelegungen in Abhängigkeit der vom Planer eingestellten Gewichtungen für z. B. Vollbesetzung oder Berücksichtigung von Mitarbeiterwünschen. Zudem können sich Mitarbeiter per App auf Schichten bewerben oder einen Schichttausch beantragen bzw. einem solchen Antrag zustimmen.

Der Aufwand für Umplanungen wird durch so eine KI-gestützte Methodik von teilweise Stunden auf Minuten reduziert. Dadurch werden Änderungen automatisch kommuniziert, Planungsfehler und teure Maschinenstillstände durch fehlendes Personal minimiert und neue Kapazitäten bei Führungskräften geschaffen.

Daten und KI-Technologien sind in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich reguliert. Zudem existieren Herausforderungen im Zusammenhang mit dem maschinellen Lernen. Es muss darauf geachtet werden, dass das System nur das lernt, was es auch lernen soll.

KI im Recruiting

Insbesondere im Recruiting kann KI die Arbeit der Personalverantwortlichen erleichtern, z. B. bei der Vorauswahl der Bewerber. Nachdem ein Personalverantwortlicher die Rahmenbedingungen einer zu besetzenden Stelle festgelegt hat, kann eine KI nicht nur unpassende Bewerbungen direkt herausfiltern, sondern auch eigenständig dazu sinnvolle Einstellungstests erstellen und auswerten. Der HRler muss dann nur noch die besten Teilnehmer zu einem Interview einladen. Selbst bei der Auswertung des Interviews kann die KI behilflich sein und etwa die Rhetorik und den Wortschatz analysieren und bewerten.

Weiterbildung mit Chatbots

Bei Weiterbildungsmaßnahmen können digitale Assistenten als Sparringspartner fungieren und helfen, die Mitarbeiterkompetenz weiter auszubauen. Unter dem sogenannten Conversational Learning versteht man dabei KI-gestützte Lernanwendungen, die durch menschliche Sprache mit ihren Anwendern interagieren. Ein Chatbot beispielsweise kann dabei zum Lernsparringspartner werden, er kann offene Fragen beantworten oder selbst Wissen abfragen und so beim Lernen helfen.

Im Unterschied zu klassischen E-Learning-Anwendungen ist die Interaktion mit einem Lernbot viel stärker vom Nutzer gesteuert, im Idealfall zu 100 Prozent adaptiv – und die Lernenden sind aktiver im Lernprozess, was zu besseren Lernerfolgen führt. Natürliche Sprache als Mittel der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine senkt die Schwelle, diesen Dienst in Anspruch zu nehmen, und ermöglicht eine komfortable Navigation im direkten Dialog mit dem Bot.

Der Benutzer erhält so einen schnellen Zugang zu genau den Inhalten und Services, die für ihn in der jeweiligen Situation hilfreich und relevant sind. Auch ein weiterer Vorteil liegt auf der Hand: Wann immer Bedarf an den Diensten des Lernbots besteht, steht er zur Verfügung – 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr.

Chatbots können aber nicht nur als Lernbots, sondern auch als Service-Bots der Personalabteilung zur Verfügung stehen. Als persönliche Assistenten der Personalentwickler bzw. Weiterbildungsmanager können sie bei der Trainingsorganisation helfen und den Trainern Routineaufgaben abnehmen.

Achtung, Blackbox!

Bei aller Euphorie gilt es zu bedenken, dass künstliche Intelligenz nur mit sehr vielen Daten funktioniert. Daten und KI-Technologien sind allerdings in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich reguliert. Zudem existieren Herausforderungen im Zusammenhang mit dem maschinellen Lernen der KI. Hier muss darauf geachtet werden, dass das System nur das lernt, was es auch lernen soll. Insbesondere im Recruiting haben schon vorurteilsbelastete Systeme Schlagzeilen gemacht, die etwa Männer bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugten. Wichtig ist daher eine White-Box-KI, die – anders als eine Blackbox-KI – nicht nur Ergebnisse liefert, sondern auch aufzeigt, auf Basis welcher Daten diese Entscheidung getroffen wurde, sodass sie transparent und für alle nachvollziehbar ist.

KI in der Personalabteilung kann dann helfen, Teams den strategischen Entscheidungen entsprechend auf- und auszubauen, und so eine der Antriebsfedern der Transformation des gesamten Unternehmens werden. Zudem kann KI die Produktivität im HR steigern und gleichzeitig helfen, die Kos­ten zu senken. //

CC BY-SA

Antriebsfeder der Transformation is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International license. Autor Andreas Fuhrich