Ausblick

Abschließend soll es um zwei Fragen gehen: Wie ist es um die Sicherheit von KI bestellt und wie sieht es mit der sogenannten Singu­larität aus? Das Wettrüsten zwischen KI und Sicherheit beginne gerade; „das tatsächliche Potenzial für automatisierte Bedrohungen sei noch unbekannt, dürfte aber enorm sein“, schreiben die Autoren eines Fachartikels.(62)

In schlecht abgesicherten IoT-Bereichen wer­de vor allem KI-basierte Malware, die gezielt Mitarbeiter täuscht, zu einer großen Gefahr. Besonders betroffen sind im Prinzip alle Pro­duktionsunternehmen, die durch IoT und Industrie 4.0 zwar Produktivitätsfortschrit­te machen, aber auch angreifbarer werden.

Daneben stehen Finanzdienstleister im Zen­trum der Angriffe. KI wird möglicherweise dabei helfen, Malware im Netzwerk zu ver­bergen und verschiedene Angriffstechniken zu kombinieren. Zudem könnten mithilfe von KI-Systemen auch Sicherheitsalgorithmen er­kannt und umgangen werden. Hier empfiehlt es sich, die Möglichkeiten der KI zu nutzen, um zusätzliche Sicherheit zu schaffen. Dane­ben gilt es, die Mitarbeiter im Unternehmen zu schulen und auf potenzielle Gefahren auf­merksam zu machen. Ein Allheilmittel gibt es nicht, und es wird wahrscheinlich auf eine Art „Rüstungswettlauf“ zwischen Angreifern und Verteidigern hinauslaufen, bei dem der menschliche Faktor bis auf Weiteres ebenfalls entscheidend bleiben wird.

Singularität – hier geht es um den uralten Traum der Menschheit, intelligente Wesen zu erschaffen, wie er in den Romanen über Frankensteins Monster, den Golem oder in einer etwas harmloseren Variante Pinocchio zum Ausdruck kommt. Singularität bedeutet also die Frage, ob es Maschinen geben wird, die aufgrund ihrer Intelligenz sich selbst wei­terentwickeln und verbessern, und dies nicht in einem speziellen Sektor, sondern auf brei­ter Basis.

Angestoßen von dem Zukunftsfor­scher und „Transhumanisten“ Ray Kurzweil, ist darüber eine heftige Diskussion entstan­den. Kurzweil beurteilt die Singularität als ein positives Ereignis, auf jeden Fall aber als ein unabwendbares Schicksal. Träfe die­se Prognose ein, müsste man diesen Andro­iden dann eine eigene Würde zubilligen. Sie ihnen zu verweigern hieße, sich den Vorwurf des „Humanismus“ zuzuziehen, ähnlich wie heute der Rassismus früherer Jahrzehn­te (oder teilweise der Speziesismus durch den Philosophen Peter Singer und dessen Anhänger(63)) verurteilt wird.

Gegen Kurz­weil hat sich Widerstand breitgemacht, teils aus grundsätzlichen ethischen Erwägungen, teils aus pragmatischen Überlegungen. Die Gefahr, eine unsterbliche „Rasse“ von in­telligenten Maschinen (oder Cyborgs, also Mischwesen von Mensch und Maschine) zu schaffen, wird dementsprechend von religiösen Menschen als Sünde verstanden, Gott gleich sein zu wollen(64). Andere, säkulare Betrachter wie Francis Fukuyama halten die Singularität für nicht wünschenswert, weil das Risiko bestehe, unser grundlegendes Ge­spür für Menschlichkeit zu verlieren(65). Die überwiegende Zahl der sich an der Debatte Beteiligenden aber hält die Vision Kurzweils für unrealistisch(66). Und tatsächlich mahnt der Stand der KI bei allen unleugbaren Fort­schritten auch zu etwas Demut. //


Quellen:

62.) https://www.industry-of-things.de/ki-gut-oder-schlecht-fuer-die-sicherheit-a-843690/
63.) https://www.philosophie-wissenschaft-kontroversen.de/details.php?id=1035542&a=$a&autor=Singer&vorname=Peter&thema=Speziesismus
64.) https://katholisches.info/2019/09/25/kardinal-robert-sarah-wir-stehen-an-einem-wendepunkt-in-der-geschichte-der-kirche/
65.) Francis Fukuyama, Our Posthuman Future: Consequences of the Biotechnology Revolution (English Edition) , Profile Books 2000
66.) J. Kaplan, S. 158ff.


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